Kein Festland. Nirgends
Gedichte
mit Bildern von Jutta Brunsteiner
Fritz Popp
Edition Tandem | Salzburg 2025
92 Seiten, gebunden | € 20,00
ISBN 978-3-903516-18-2
60 Gedichte, die aktuelle Bedrohungsszenarien und Ängste zum Ausdruck bringen, aber auch Glücksmomente – stets im Bewusstsein um die
prinzipielle Ungesichertheit des Menschen. Es sind Gedichte mit einem ganz besonderen Sound, angesiedelt zwischen äußerster Genauigkeit
und bewusster Unschärfe, formbewusst oder spielerisch frei, bisweilen liedhaft und manchmal aphoristisch zugespitzt.
Jutta Brunsteiner greift mit für sie ungewöhnlichen Tuschezeichnungen das Motiv der Ungesichertheit des Menschen auf.
Die Linien bilden fragile, instabile Strukturen: zart und verletzlich, zersplittert und in ständiger Bewegung
Leseprobe
Kein Festland. Nirgends
Die Toten werfen den Träumenden
kleine Stäbchen und löchrige Schwimmwesten zu
für die Überfahrt zu ihnen
reicht das allemal
denn es gibt kein Festland
mehr zu erreichen
nur ein Traumland
zum Versinken
für die kurze Zeit
vor dem Untergang
Mittendrin
Schneisen Windwurf Totholz
und du mittendrin
Vierjahreszeiten-Katastrophen
Panik-Saison am Beginn
Notstandsgebiet mit Aussicht
auf Sturmflut und Flächenbrand
Alarm und keine Entwarnung –
dein Dauerzustand
Eingerichtet am Abgrund
Verlässlich instabil
Hauptsache Hausapotheke
voll mit Bromazanil
Schneisen Windwurf Totholz
und du mittendrin
Warte nur balde
geht dir nicht aus dem Sinn
Gemein
Die gemeinsamen Irrtümer
verbinden
Wir bringen sie täglich
auf den letzten Stand
So haben wir es beschlossen
jeder gegen den andern
Fritz Popp