Christoph Janacs, Literatur und Kritik
Was die gemessene Zeit schuldig, was im alltäglichen Vorbeidriften ungeöffnet geblieben, was in der oberflächlichen Realität versickert, was der "Therapie des Vergessens" entgangen ist - nachdem sich der Tag noch einmal verbeugt und "gebückt nach hinten" abgegangen ist, öffnet sich eine Falltreppe in eine tiefere Wirklichkeit, Traumgalaxien überwinden die Schwelle des Bewusstseins, "Überschwemmungen der Nacht" laden unsichtbare Entwürfe und verlockende Leere in Wortwendigkeit und klingenden Bildern ab. Fritz Popp weiß diese Bilder in intensiven Wortneuschöpfungen ("zerböllern") und Umpolungen ("Unfassbar verlangt Gastrecht") mit Sprachwitz zu deutlichen Aussagen und klar konturierten kurzen Bildfolgen und Erlebniswelten zu inszenieren. Wenn man will, versteht man die Texte auf den ersten Blick, man kann allerdings auch tiefer lesen und sich auf die immer wieder aufbrechenden Verknüpfungen, die sich erst bei näherer Betrachtung erschließen, einlassen und so an sarkastisch-bissigen Kommentaren zur Lebenswirklichkeit, am In-Frage-Stellen der rationalen Erklärungsversuche des Daseins, an den Windungen um persönliche Beziehungen und das Erwachen des schöpferischen Ichs genüsslich teilhaben. Sehr empfehlenswert.Christiane Ulz, büchereinachrichten
Unsere Träume tragen wir wie Briefe durch den Tag In den Nächten aber öffnen wir manchmal das Siegel Weit hinter dem Augenscheinlichen diktiert uns jemand einen neuen Brief der seinen Adressaten vielleicht nie findet
Brav schluckt dich die Schlaftablette Und spuckt am Morgen dich aus Dazwischen zergehst du Löst dich unmerklich auf Ein Klumpen Schleim im Bett Niemandes Traum
Ungebeten tritt ein und verlangt Gastrecht Unzeit verstellt die Uhren Unglaublich erzählt wahre Geschichten Unfassbar umarmt uns